Sehr geehrte Musikfreunde, liebe AmateurmusikerInnen, liebe ChorsängerInnen, Ensemble-, Chor-, Band-, Tanzgruppen- und OrchesterleiterInnen, liebe KantorInnen und Gemeindemitglieder, liebe Vorstands-, und Verbandsmitglieder,
die Corona-Pandemie hält uns weiter in Atem und in Sachsen haben wir mit 53,5% einen auffallend niedrigen Stand vollständig geimpfter BürgerInnen. Vor diesem Hintergrund sorgen sich die Unterzeichnenden um die nahe Zukunft, in der wir alle gehofft hatten, von allen bisher notwendigen Einschränkungen unserer Grundrechte befreit zu werden.
Noch haben wir die Chance dazu. Uns ist bewusst, dass wir mit einem Aufruf zum Impfen viele unserer MitbügerInnen, die sich bisher gegen den Impfschutz entschieden haben, provozieren. Dennoch bitten wir alle, die sich von uns angesprochen fühlen, unserer Argumentation zu folgen und sich sachlich mit unserer Sicht auseinander zu setzen.
Meinungsfreiheit ist nicht auch Handlungsfreiheit. Unsere Demokratie (wie übrigens auch jedes gemeinsame Musizieren) funktioniert nicht, wenn alle lediglich das tun, was ihrer privaten Meinung entspricht. Die subjektiv empfundene Sorge, die eigene Betroffenheit sollen und dürfen das begründende Argument nicht ersetzen.
Die unzähligen Menschen weltweit, die von der Coronaimpfung profitieren, kennen wir nicht persönlich und sie erscheinen auch in keinen Statistiken: es sind all diejenigen, die aufgrund der Anzahl derer, die sich bisher impfen ließen, nicht krank werden, nicht sterben.
Wenn wir einen Gemeinschaftsschutz erreichen wollen, verlangt das von jeder und jedem in noch größerem Ausmaß als bisher die Bereitschaft und Fähigkeit das Eigene in Bezug auf das Gemeinsame, auf die Gemeinschaft hin zu denken und zu praktizieren, also auch das Eigene zu relativieren. In Deutschland haben sich bereits über 52 Millionen Bürger für die Impfung entschieden und erhoffen sich dadurch einen Gemeinschaftsschutz vor allem für unsere Kinder und Jugendlichen, die wohlweislich bisher eine Hauptlast während der Corona-Pandemie tragen mussten.
Wir bitten alle, die sich bisher nicht dazu durchringen konnten, zu überlegen, dass nicht nur Minderheiten, sondern auch Mehrheiten berechtigte Ansprüche haben und diese nicht als obrigkeitshörig oder reaktionär oder gar als fremdbestimmt denunziert werden sollten.
Wägen Sie noch einmal das Risiko der Gefährdung durch die Infektion gegen die Risiken der Nebenwirkungen der Impfung ab.
Ohne Kultur, ohne unsere breite Amateurmusikszene, ohne die Musica sacra in den Kirchen, die Angebote unserer Clubs, Opern- und Konzerthäuser, ohne den Austausch untereinander und mit dem Publikum verroht unsere Gesellschaft, können wir den Spaltungserscheinungen, die unser Gemeinwesen belasten, nicht wirksam entgegen stehen.
Lassen Sie uns auch beim Thema Impfen auf gesellschaftliche Tugenden bauen. Wenn Vielfalt friedlich gelebt werden soll, dann muss diese Pluralität mehr sein als ein Nebeneinander sich misstrauender Lager. Dann bedarf es grundlegender Gemeinsamkeiten. Es benötigt die immer neue Verständigung darüber, was uns als Verschiedene miteinander verbindet . Und was wir gemeinsam als verbindlich anerkennen in den Vorstellungen von Menschenwürde, Gerechtigkeit, Freiheit, Solidarität und Toleranz.
Freiheit ist grundsätzlich an Verantwortung gebunden, Verantwortung für meine eigene Person und Verantwortung für die Gesellschaft, die Gemeinschaft in der ich lebe.
Meine Freiheit misst sich an der Freiheit der Mitmenschen.
Impfen heißt, sich solidarisch zu verhalten.
Impfen heißt alle zu schützen, die aus gesundheitlichen und sozialen Gründen, oder ihrem Gewissen folgend diesen Schutz nicht in Anspruch nehmen können.
Wollen Sie unserer Argumentation nicht folgen, versuchen Sie bitte, unsere Sorgen und unser Denken zu respektieren.
Empfinden Sie unseren Aufruf als hilfreich, hätten wir unser Ziel erreicht, Ihnen einen orientierenden Denkanstoss gegeben zu haben.